Altertum
Mit ‚Altertum‘ wird die älteste und gleichzeitig längste Epoche in der Geschichte der Menschheit bezeichnet. Sie umspannt den gesamten Zeitraum vom Neolithikum (12. Jahrtausend v. Chr.) bis zur Spätantike und dem frühen Islam (9. Jahrhundert n. Chr.). Der Begriff wird inzwischen häufiger anstelle eines weitgefassten Antike-Begriffs verwendet.
Altertumswissenschaften
Die Altertumswissenschaften bestehen aus einem engen Verbund der Disziplinen Ägyptologie, Altorientalistik, Klassische Archäologie, Prähistorische Archäologie, Vorderasiatische Archäologie sowie Sprachen und Kulturen Südasiens. Im Mittelpunkt stehen bei den Altertumswissenschaften die frühen Phasen der Menschheitsgeschichte. Der geographische und zeitliche Rahmen ist entsprechend weit gesteckt: Er umfasst die frühen Hochkulturen in Ägypten, in Vorderasien sowie in Mittel- und Ostasien. Dabei beschreibt er einen Bogen vom prähistorischen und antiken Europa bis hin zur Neuen Welt Südamerikas.
Antike
Der ‚Antike‘ gehören im traditionellen Verständnis Kulturen an, die im ersten Jahrtausend vor und im ersten Jahrtausend nach Christus in den Ländern rings um das Mittelmeer entstanden sind und sich auch darüber hinaus ausbreiteten, insbesondere diejenigen Griechenlands und Roms. Mit ihnen beschäftigen sich die Fächer Alte Geschichte, Klassische Archäologie und Klassische Philologie (Gräzistik und Latinistik). Diese räumlich, zeitlich und kulturell stark eingeschränkte Verwendung des Antike-Begriffs gilt mittlerweile als überholt. Sie ist ein Erbe des 19. Jahrhunderts, als Griechenland und Rom gegenüber anderen Kulturen des Altertums eine Vorrangstellung eingeräumt wurde. Heute wird das Begriffsfeld der Antike auf das gesamte Altertum in Europa, Nordafrika und dem Nahen Osten ausgeweitet – auf Kulturen also, die zwar vielfach mit Griechenland und Rom interagierten, die aber von ihnen unabhängig und oftmals weit älter waren. Auch die Erforschung dieser Kulturen hat Tradition: Sie liegt in der Hand von lang etablierten Fachdisziplinen. Zu diesen gehören die Vorderasiatische Archäologie und Altorientalistik, die Ägyptologie oder Prähistorische Archäologie. Damit wird der gesamte Zeitraum vom Neolithikum (12. Jahrtausend v. Chr.) bis zur Spätantike und dem frühen Islam (9. Jahrhundert n. Chr.) umspannt. Anstelle dieses weit gefassten Antike-Begriffs wird häufig auch der Begriff ‚Altertum‘ verwendet. Außerdem taucht inzwischen häufiger der Begriff ‚Alte Welt‘ auf.
Antiken
Als ‚Antiken‘ bezeichnet man Objekte und Gegenstände aller Art, die in der Antike von Menschen hergestellt wurden. Welche Objekte als Antiken gelten, hängt stark davon ab, wie der Begriff Antike definiert wird. Legt man einen zeitlich und regional weit gefassten Antike-Begriff zugrunde, gehören etwa Keramikgefäße aus der Jungsteinzeit, Keilschrifttafeln aus Vorderasien, Papyri aus Ägypten oder Statuen aus Griechenland dazu. Geht man von einem eng gefassten Antike-Begriff aus, verringert sich die Zahl der Objekte, die zu den Antiken gerechnet werden. Bei einem engen Verständnis von Antike gelten nur die materiellen Hinterlassenschaften als Antiken, die im ersten Jahrtausend v. und im ersten Jahrtausend n. Chr. in den Ländern rings um das Mittelmeer entstanden sind.
Antiquitäten
Als Antiquitäten bezeichnet man Gegenstände, meist künstlerischer oder kunsthandwerklicher Art, die mindestens 100 Jahre oder älter sind. Antiquitäten haben einen Sammlerwert; sie müssen aber nicht zwangsläufig als Sammelobjekte mit entsprechender handwerklicher oder materieller Qualität geschaffen worden sein. Es kann sich auch um einfache Gebrauchsgegenstände, Werkzeuge, landwirtschaftliche Geräte, Küchenutensilien usw. handeln, die sich erst im Laufe der Zeit zu begehrten Antiquitäten entwickelt haben. Antike Objekte gehören aufgrund ihres höheren Alters nicht in diese Kategorie.
Archäometrie
Die Archäometrie liegt an der Schnittstelle zwischen Altertums- und Naturwissenschaften. Sie umfasst naturwissenschaftliche Konzepte und Methoden, die in der Archäologie Erkenntnisse zu verwendeten Materialien, der genauen Datierung, der Herkunft und Verwendung von Objekten erbringen. Auch die nicht-invasive Untersuchung von im Boden verborgenen Strukturen und Untersuchungen aus der Luft zählen dazu. Aufgrund der schnellen Entwicklung dieses noch jungen Fachs verändert sich auch seine genaue Definition in großer Geschwindigkeit. Zu den wichtigsten Methoden der Forschungsgebiete gehören die Datierung, die geophysikalische Prospektion, die anorganische Materialanalyse, die organische Materialanalyse und die Klima- und Siedlungsdynamik.
Quellen
- Günther A. Wagner: Einführung in die Archäometrie, 2007
Archaelogical Heritage Network | ArcHerNet
Das Archaeological Heritage Network ist ein Netzwerk zum Erhalt des kulturellen Erbes. Der Zusammenschluss verschiedener Gruppierungen möchte bereits vorhandene Kompetenzen bündeln, um den Wiederaufbau von Denkmälern auf unterschiedlichen Ebenen zu fördern. Das ArcHerNet unterstützt regionale und internationale Vorhaben, führt aber auch eigene Projekte durch. Das größte Projekt nennt sich „Stunde Null – Eine Zukunft für die Zeit nach der Krise“, das gemeinsam mit den Mitgliedern des Archaeological Heritage Network 2016 ins Leben gerufen wurde und durch das Auswärtige Amt finanziert wird. Im Rahmen des Projekts sollen mit Aus- und Fortbildungen im Bereich der Archäologie, der Architektur und des Handwerks lokale Institutionen und ihre Angehörigen in Krisenländern beim Wiederaufbau unterstützt werden.
Quellen
- ArcHerNet: www.archernet.org
Archiv
Als Archiv wird eine Einrichtung bezeichnet, in der systematisch Schriftzeugnisse, Bild- und Tongut verwahrt wird. Erste Archive entstanden bereits in der Antike. Archive dienten bis ins 19. Jahrhundert fast ausschließlich Verwaltungszwecken, später werden sie aber auch für historische Forschungen genutzt. Inventare bieten einen Überblick über den Inhalt eines Archivs. Die staatlichen Archive sind heutzutage in vielen Ländern öffentlich zugänglich.
Ausgrabung
Als Ausgrabung wird die Untersuchung und Freilegung archäologischer und paläontologischer Fundstellen bezeichnet. Für die Durchführung von Ausgrabungen ist heutzutage eine Grabungslizenz der zuständigen Behörde des betreffenden Staates erforderlich. Da archäologische Fundstellen durch die Grabungen beschädigt oder zerstört werden, ist eine sorgfältige Dokumentation des archäologischen Kontextes wichtig. Dafür werden verschiedenste interdisziplinäre Methoden und Verfahren eingesetzt. Erste Ausgrabungen in Europa werden seit der Renaissance unternommen. In Italien werden ab dieser Zeit römische Bauten freigelegt, um diese genauer zu untersuchen. Im Vergleich mit heutigen Standards werden die Grabungen jedoch noch recht laienhaft durchgeführt.
Blue Shield International
Blue Shield International ist eine unabhängige Nichtregierungsorganisation, die im Jahr 1996 durch die vier größten Kulturerbe-Organisationen International Council on Archives (ICA), International Council of Museums (ICOM), International Federation of Library Associations and Institutions (IFLA) und International Council on Monuments and Sites (ICOMOS) gegründet wird. Ihre Aufgabe besteht darin, das kulturelle Erbe in bewaffneten Konflikten und in Katastrophensituationen auf der ganzen Welt zu schützen. Blue Shield International stützt sich auf internationales Recht auf der Grundlage des Völkerrecht.
Quellen
- Blue Shield International: theblueshield.org
- Haager Konvention: portal.unesco.org
Chysokoll
Chrysokoll ist ein grünes bis blaues Mineral, das Krusten in Trauben- oder Stalaktitenform bildet. Es kommt vor allem in der Nähe von Kupfererzlagerstätten vor.
Circulating Artefacts | CircArt
CircArt ist eine Initiative des British Museum in London, die sich gegen den weltweiten Handel mit illegalen Antiken wendet. CircArt sammelt Informationen zu Objekten und stellt diese online zur Verfügung. Darüber hinaus werden Informationen über Auktionen zusammengetragen, bei denen antike Objekte verkauft werden, und Stücke auf Anzeichen einer möglicherweise illegalen Herkunft untersucht. Die Plattform von CircArt arbeitet mit Behörden, Museen, Strafverfolgungsbehörden und weiteren Interessenten zusammen.
Quellen
Denkmalschutz
Denkmale und Kulturdenkmäler werden im Rahmen des Denkmalschutzes erhalten und dauerhaft gesichert. Eine internationale Grundlage für den Denkmalschutz ist die 1972 durch die UNESCO erlassene Konvention zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Menschheit. In Deutschland liegt der Denkmalschutz in der Verantwortung der Länder.
Quellen
- UNESCO-Übereinkommen von 1972: www.unesco.de/sites/default/files/2018-02/UNESCO_WHC_%C3%9Cbereinkommen%20Welterbe_dt.pdf
Edikt
Als Edikt wird ein kaiserlicher oder königlicher Erlass bezeichnet. Zum Schutz des nationalen Kulturerbes werden Edikte bereits ab dem 15. Jahrhundert erlassen. Das erste Edikt stammt aus dem Jahre 1425. Erlassen wird es von Papst Martin V., um die Zerstörung und den Abtransport antiker Monumente zu verhindern.
Fälschung
Bei einer Fälschung handelt es sich um die Nachbildung eines originalen Stückes, die erstellt wird, um andere bewusst zu täuschen. Originale können aber nicht nur gefälscht, sie können auch verfälscht werden. Dies geschieht etwa durch Änderungen oder Restaurierungen eines Gegenstandes. Nicht selten werden solche verfälschten Objekte unter die Funde einer Ausgrabung geschmuggelt, damit ihnen eine bestimmte Herkunft zugewiesen werden kann und sich dadurch ihr Wert erheblich steigert. Fälschungen müssen aber nicht immer auf einem Original beruhen: Sie können auch an einen bestimmten Stil angelehnt sein, ohne dass ein direktes Vorbild existiert.
Freihafen
Freihäfen sind Gebiete, die zum Zollgebiet eines Landes gehören, in denen jedoch besondere Regeln für Einfuhrabgaben gelten. Zollgebühren müssen erst gezahlt werden, wenn die im Freihafen gelagerten Objekte aus dem Freihafen in das betreffende Land eingeführt werden.
Freihandelszone
Eine Freihandelszone entsteht, wenn sich mehrere Staaten zu einem einheitlichen Zollgebiet zusammenschließen. Zwischen den Mitgliedsstaaten fallen keine Zölle an, gegenüber Drittländern gibt es allerdings Einfuhrbeschränkungen. Im Unterschied zu einer Zollunion erhebt die Freihandelszone keine gemeinsamen Außenzölle. Es können aber kompensatorische Binnenzölle erhoben werden.
Quellen
- Bundeszentrale für politische Bildung: www.bpb.de/nachschlagen/lexika/das-europalexikon/176987/freihandelszone
Fundteilung
Bei genehmigten Grabungen galt in vielen Ländern die Regelung der Fundteilung. Bei dieser werden die Funde zwischen dem Herkunftsstaat und den Ausgräbern aufgeteilt. Das Prinzip der Fundteilung wird heute nicht mehr angewandt und ist umstritten, da sie zumeist auf ehemaligem kolonialem Recht beruht.
Grabungslizenz
Für jede archäologische Grabung wird eine Grabungslizenz oder -genehmigung der zuständigen Behörde des Staates benötigt, in dem die Grabung durchgeführt werden soll. Dies soll unkontrollierte Grabungen und Fundunterschlagung verhindern und die fachgerechte Untersuchung der Funde und Befunde gewährleisten. Um eine Grabungslizenz zu bekommen, muss man meist ein entsprechendes Fachwissen nachweisen und eine sorgfältige Dokumentation und Publikation der Funde vornehmen. Liegt keine Grabungslizenz vor, gilt der Eingriff in den Boden als Raubgrabung.
Haager Konvention von 1954
Die Haager Konvention ist ein Völkerrechtlicher Vertrag, der Kulturgut im Falle eines bewaffneten Konfliktes vor Beschädigung, Zerstörung, Diebstahl und Plünderung schützen soll. Es werden eine detaillierte Definition und Maßnahmen zum Schutz und zur Sicherstellung von gefährdetem Kulturgut formuliert. Der Schutz betrifft bewegliches und unbewegliches Kulturgut, welches für das kulturelle Erbe der Völker von großer Bedeutung ist. Maßnahmen zum Schutz von Kulturgut sollen von den Vertragsparteien in Friedenszeiten ergriffen werden, bei Konflikten dürfen kulturelle Stätten nicht angegriffen werden. Der Export von Kulturgütern soll im Kriegsfall durch eine Vertragspartei aus dem Hoheitsgebiet einer anderen Vertragspartei verhindert werden. Die Parteien erkennen an, dass Schäden an Kulturgütern Schäden am kulturellen Erbe der gesamten Menschheit sind und dass der internationale Schutz derselben von großer Bedeutung ist.
Quellen
- Haager Konvention: portal.unesco.org
Hehlerei
Der Verkauf gestohlener Gegenstände wird als Hehlerei bezeichnet. Egal ob sie auf der Ebene der organisierten Kriminalität oder in kleinerem Rahmen stattfindet, etwa bei Gelegenheitsverkäufen: Die Hehlerei von Kulturgütern stellt ein großes Problem für den Erhalt des kulturellen Erbes der Menschheit dar.
Huaquero
Die Bezeichnung Huaquero leitet sich vom Quechua-Wort huaca ‚unantastbar‘ ab. Vor der spanischen Eroberung Südamerikas wurden damit heilige Orte bezeichnet. Heute versteht man darunter in erster Linie archäologische Stätten. Ein Huaquero ist eine Person, die illegal in archäologischen Stätten gräbt. Der Begriff wird vor allem in Peru gebraucht, findet aber auch in Ecuador und Bolivien Verwendung.
Internationaler Archivrat | ICA
Der Internationale Archivrat (International Council on Archives, ICA) setzt sich bereits seit 1857 für den Erhalt von Archiven ein. Er sorgt dafür, dass Bestände bewahrt, dokumentiert und für die Öffentlichkeit zugänglich gehalten bzw. gemacht werden.
Internationaler Museumsrat | ICOM
Der Internationale Museumsrat (International Council of Museums, ICOM) wird 1946 in Zusammenarbeit mit der UNESCO als nichtstaatliche, international operierende Organisation für Museen gegründet. ICOM ist der Pflege, dem Erhalt und der Vermittlung des kulturellen und natürlichen Welterbes verpflichtet. Dem Internationalen Museumsrat gehören 118 Nationalkomitees und 32 internationale Komitees sowie viele regionale Organisationen an.
Quellen
- ICOM: icom.museum
- ICOM Deutschland: icom-deutschland.de
Internationaler Rat für Denkmalpflege | ICOMOS
Der Internationale Rat für Denkmalpflege (International Council on Monuments and Sites, ICOMOS) ist eine internationale nichtstaatliche Organisation, die sich weltweit für Schutz und Pflege von Denkmälern und die Bewahrung des historischen Kulturerbes einsetzt. ICOMOS beteiligt sich als Berater und Gutachter an der Arbeit des Welterbe-Komitees und an der Erfüllung der UNESCO-Konvention zum Weltkulturerbe. ICOMOS agiert auf internationaler Ebene mit 25 wissenschaftlichen Komitees. Mittlerweile unterhält er aber auch Nationalkomitees in über 120 Ländern. Das deutsche Nationalkomitee von ICOMOS setzt sich auf nationaler, aber auch auf internationaler Ebene für die Erhaltung von Denkmälern, Bauensembles und Kulturlandschaften ein.
Internationale Vereinigung bibliothekarischer Verbände und Einrichtungen | IFLA
Die Internationale Vereinigung bibliothekarischer Verbände und Einrichtungen (International Federation of Library Associations and Institutions, IFLA) ist die führende internationale Organisation, die die Interessen von Bibliotheks- und Informationsdiensten und deren Nutzer:innen vertritt. Die Vereinigung wurde im Jahr 1927 in Edinburgh gegründet und hat ihren Hauptsitz seit 1971 in Den Haag.
Kleine Fächer
Als ‚Kleine Fächer‘ werden die Lehrfächer an deutschen Hochschulen bezeichnet, die über wenig Professuren und Standorte verfügen. Kleine Fächer finden sich überwiegend in den Geistes- und Kulturwissenschaften, können aber auch an anderen Fakultäten verortet sein. Die verschiedenen Fächer in den Altertumswissenschaften wie die Ägyptologie, die Klassische Archäologie oder die Altorientalistik gehören ausnahmslos in diese Kategorie. Als Kleine Fächer gelten aber auch die Astronomie, die Astrophysik, die Computerlinguistik oder die Umformtechnik.
Konservierung
Als Konservierung wird die materielle Sicherung von Objekten bezeichnet. Antike Objekte bedürfen permanenter Pflege und müssen daher dauerhaft konservatorisch betreut werden. Das Ziel der Konservierung ist es, einen bestimmten Zustand eines Objekts zu erhalten und es vor weiteren Zerstörungen oder dem Verfall zu bewahren. Umfassendere Eingriffe am Objekt fallen unter den Begriff Restaurierung.
kulturelles Erbe
Die Bezeichnung ‚kulturelles Erbe‘ wird im deutschsprachigen Raum zuerst im Rahmen der Haager Konvention von 1954 genutzt. Sie beschreibt die Gesamtheit aller materiellen und immateriellen Kulturgüter. Die Auffassung, was kulturelles Erbe genau ist, variiert in den verschiedenen Staaten. Durch seinen identitätsstiftenden Charakter liefert das Kulturerbe der Menschheit Ankerpunkte in vergangenen Zeiten und soll für die Zukunft bewahrt werden.
Kulturgut
Nach dem UNESCO-Übereinkommen von 1970 über das Verbot und die Verhinderung der unerlaubten Einfuhr, Ausfuhr und Übertragung von Kulturgütern bezeichnet der Begriff Kulturgut Objekte, die von Staaten aus religiösen oder weltlichen Gründen als archäologisch, historisch, literarisch, künstlerisch oder wissenschaftlich bedeutsam eingestuft werden. Darunter finden sich unter anderem Objekte aus archäologischen Grabungen, Objekte von paläontologischem oder ethnologischem Interesse, Teile künstlerischer und historischer Denkmäler und über hundert Jahre alte Inschriften, Münzen und gravierte Siegel.
Quellen
- UNECSO-Übereinkommen: portal.unesco.org/en/ev.php-URL_ID=13039&URL_DO=DO_TOPIC&URL_SECTION=201.html
Kulturgut, archäologisch
Nach dem Kulturgutschutzgesetz (KGSG) von 2016 gelten bewegliche Sachen als archäologisches Kulturgut, die von Menschen geschaffen oder bearbeitet wurden oder Aufschluss über menschliches Leben in vergangener Zeit geben. Solche archäologischen Kulturgüter befanden und befinden sich im Boden oder in einem Gewässer.
Quellen
- Kulturgutschutzgesetz: www.gesetze-im-internet.de/kgsg/
Kulturgut, bewegliches
Das Kulturgutschutzgesetz (KGSG) definiert Objekte als Kulturgut, wenn sie „als bewegliche Sache oder Sachgesamtheit von künstlerischem, geschichtlichem oder archäologischem Wert oder aus anderen Bereichen des kulturellen Erbes, insbesondere von paläontologischem, ethnographischem, numismatischem oder wissenschaftlichem Wert“ zu beschreiben sind. Der rechtliche Begriff umfasst also nur bewegliches Kulturgut und grenzt dieses damit vom Rechtsbegriff des Denkmals ab, das unbewegliche Güter beschreibt.
Kulturgut, immateriell
Immaterielles Kulturerbe umfasst mündlich oder schriftlich überlieferte Ausdruckformen, die für eine Gesellschaft, eine Gruppe oder auch eine Einzelperson von elementarer Bedeutung sind und meist über eine längere Zeit gepflegt werden. Dazu gerechnet werden zum Beispiel bestimmte Bräuche, Rituale, Tänze oder Feste, aber auch das Wissen über die Natur oder über Handwerkstraditionen. Auf internationaler Ebene engagiert sich die UNESCO für Schutz und Erhalt des immateriellen Kulturerbes. Sie hat verschiedene Proklamationen erlassen und führt zudem verschiedene Listen, in denen immaterielles Kulturgut der gesamten Menschheit, aber auch einzelner Länder verzeichnet ist.
Kulturgut, materiell
Materielles Kulturgut umfasst alle von Menschenhand geschaffenen Objekte, die durch die Gesetzgebung eines Landes als Kulturgut definiert sind. Das materielle Kulturerbe ist vom immateriellen Kulturerbe zu unterscheiden, das überlieferte Kulturformen beschreibt.
Kulturgut, national wertvoll
‚National wertvolles Kulturgut‘ ist der Oberbegriff für gelistetes Kulturgut und Kulturgut in öffentlichen Sammlungen. Ein Objekt wird in ein Verzeichnis national wertvollen Kulturguts eingetragen, wenn es „besonders bedeutsam für das kulturelle Erbe Deutschlands, der Länder oder einer seiner historischen Regionen und damit identitätsstiftend für die Kultur Deutschlands ist und seine Abwanderung einen wesentlichen Verlust für den deutschen Kulturbesitz bedeuten würde und deshalb sein Verbleib im Bundesgebiet im herausragenden kulturellen öffentlichen Interesse liegt.
Quellen
- Kulturgutschutzgesetz: www.gesetze-im-internet.de/kgsg
Kulturgutschutz
Als Teil des kulturellen Erbes der Menschheit haben Kulturgüter nicht nur einen monetären Wert. Sie repräsentieren in besonderer Weise auch Wissen, Erfahrungen und Praktiken und sind damit Ausdruck kultureller Identität. Der Schutz von Kulturgütern vor Beschädigung durch Naturkatastrophen, Terrorismus und illegalen Handel ist eine Herausforderung, die sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene angegangen werden muss. International gibt es Regelungen zum Schutz von Kulturgütern in Kriegs- und in Friedenszeiten: In Kriegszeiten sollen Kulturgüter durch die Haager Konvention von 1954 und deren zweites Protokoll von 1999 geschützt werden. In Friedenszeiten kommen von der UNESCO entwickelte Normen zu tragen, die jedoch auch in Kriegszeiten gültig bleiben. Hierzu gehören zum Beispiel das Übereinkommen über Maßnahmen zu Verbot und zur Verhütung der unzulässigen Einfuhr, Ausfuhr und Übereignung von Kulturgut von 1970 und das Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt von 1972. Auf nationaler Ebene erlassen die Staaten Gesetze zum Kulturgutschutz. In Deutschland ist beispielsweise seit 2016 ein neues Kulturgutschutzgesetz in Kraft. Als Staatenverbund erlässt die Europäische Union ebenfalls Verordnungen zum Umgang mit Kulturgütern. Kulturgutschutz liegt jedoch nicht nur in öffentlicher Hand: Jeder Einzelne steht in der Verantwortung, das eigene nationale Kulturgut und das anderer Staaten zu schützen.
Quellen
- Liste der UNESCO-Übereinkommen: www.unesco.de/mediathek/dokumente/unesco/unesco-uebereinkommen
- Kerstin von der Decken: Blickwinkel. Kulturgüterschutz durch die UNESCO, 2019: www.unesco.de/sites/default/files/2019-01/Blickwinkel_Kulturgutschutz.pdf
Kulturgutschutzgesetz, Deutschland | KGSG
Das neue Kulturgutschutzgesetz (KGSG) in Deutschland führt die bis dahin geltenden Regelungen zum Schutz von Kulturgut zusammen und ergänzt sie um Vorgaben aus dem EU-Recht und aus dem UNESCO-Übereinkommen von 1970. Das KGSG hat vier Schwerpunkten: 1. die Ein- und Ausfuhrregelungen, 2. die Rückgaberegelungen, 3. die Sorgfaltspflichten beim Inverkehrbringen und 4. strafrechtliche Sanktionen. Der Antikenhandel wird mit dem KGSG neu geregelt. So dürfen Kulturgüter nur mit einer gültigen Ausfuhrerlaubnis des Herkunftslandes nach Deutschland eingeführt werden.
Quellen
- Kulturgutschutzgesetz: www.gesetze-im-internet.de/kgsg
Lizenz
Lizenzen werden im Bereich des Kulturgutschutzes für verschiedene Tätigkeiten ausgegeben. So sind sowohl für Ausgrabungen als auch für den Handel in fast allen Staaten Lizenzen notwendig. Auch für die Ein- und Ausfuhr von Kulturgütern müssen Lizenzen beantragt und ausgegeben werden.
Objekt, antik
Ein Objekt gilt als antik, wenn es in antiker Zeit hergestellt wurde. Je nach Definition erstreckt sich die Antike bis in das 6. oder 7. Jahrhundert n. Chr. und wird in Europa und der mediterranen Welt von Marokko bis zum Hindukusch (Afganistan, Pakistan) durch die Verbreitung des Islam, bzw. durch den Beginn des Mittelalters begrenzt. Als antike Objekte werden aber im Sinne eines breiten Verständnisses zusätzlich Kulturgüter angesehen, die aus anderen Regionen wie etwa dem präkolumbianischen Amerika stammen.
Objektbiografie
Die Objektbiografie beschreibt die Geschichte eines Objektes von seiner Entstehung bis in die Gegenwart. In Analogie zu den Abschnitten des menschlichen Lebens durchläuft ein Objekt unterschiedliche Phasen und Nutzungskontexte. Um eine solche Objektbiografie zu ermitteln, kann man eine ganze Reihe von Fragen stellen: Wo wurde das Objekt hergestellt? Wie gelangte es noch in der Antike an einen anderen Ort? Wurde es geraubt, verschenkt oder verkauft? Welche Primär- und Sekundärverwendung gibt es? Auch Informationen zum Fundort, zur Gestaltung oder Nutzungsspuren können wichtige Hinweise geben.
Quellen
- Matthias Jung: „Objektbiographie“ oder „Verwirklichung objektiver Möglichkeiten“? Zur Nutzung und Umnutzung eines Steinbeiles aus der Cote d’Ivoire, in: Heike Lasch/Britta Ramminger (Hrsg.), Hunde – Menschen – Artefakte. Gedenkschrift für Gretel Gallay. Internationale Archäologie: Studia honoraria 32, 2012, S. 375–383.
- Download publication: www.academia.edu
Original
Bei einem Original handelt es sich um das echte, durch den Handwerker oder Künstler hergestellte Stück.
Plünderung
Als Plünderung wird nach dem Völkerrecht die Wegnahme von Objekten, auch Kulturgütern, im Zusammenhang von kriegerischen Auseinandersetzungen bezeichnet. Gemäß der Genfer Konvention von 1949 gelten Plünderungen als Kriegsverbrechen. Die jüngsten Beispiele großflächiger Plünderungen von Kulturgütern finden sich im Irak und in Syrien. Aus diesem Grund ist die Einfuhr von Kulturgut aus diesen Ländern in die Europäische Union durch zwei Verordnungen aus den Jahren 2003 und 2013 untersagt.
Provenienz
Die Provenienz beschreibt die Geschichte eines Objektes von seiner Entdeckung in moderner Zeit bis zu seinem aktuellen Aufenthaltsort und Besitzer:in. Im Idealfall gibt es eine ununterbrochene Linie von Besitzer:innen ab dem Fundzeitpunkt, um den rechtmäßigen Besitz und die Authentizität des Objektes nachzuweisen. Bei Stücken aus dem Handel lässt sich die Provenienz jedoch nur in den wenigsten Fällen vollständig ermitteln. Die Provenienz findet sich in der Provenienzangabe. Diese gibt Auskunft über die Anzahl der Besitzer:innen und deren Abfolge. Die einzelnen Angaben beinhalten, wann wer ein Kulturgut besessen hat, wie und wo ein Besitzwechsel stattgefunden hat und wodurch dieser Vorgang nachgewiesen werden kann. Von archäologischer Seite besteht zusätzlich das Interesse am originalen Fundort und -kontext.
Quellen
- Arbeitskreis Provenienzforschung e.V. Leitfragen zur Standarisierung von Provenienzangaben: wissenschaftliche-sammlungen.de/de/service-material/materialien/leitfaden-zur-standardisierung-von-provenienzangaben-2018/
- Simon Mackenzie, Neil Brodie, Donna Yates & Christos Tsirogiannis: Trafficking Culture. New Directions in Researching the Global Market in Illicit Antiquities, 2020, S. 65.
Provenienzforschung
Die Provenienzforschung widmet sich der möglichst lückenlosen Rekonstruktion der Geschichte von Objekten. Recherchiert werden dabei Erwerbsumstände, Vorbesitzer:innen und frühere Sammlungszugehörigkeiten. Eine große Rolle spielt die Provenienzforschung beispielweise in der Nachverfolgung von NS-Raubgut, im Umgang mit kolonialzeitlichen Objekten und bei der Überprüfung der legalen Situation von Objekten im Handel.
Quellen
- Gesa Grimme: Provenienzforschung im Projekt „Schwieriges Erbe: Zum Umgang mit kolonialzeitlichen Objekten in ethnologischen Museen“, 2018.
Ratifikation
Eine Ratifikation ist ein Akt, durch den ein Staat auf internationaler Ebene bestätigt, dass er einen Vertrag akzeptiert. In der Regel ist das Staatsoberhaupt für die Ratifikation verantwortlich. In vielen Verfassungen ist vorgeschrieben, dass der Ratifikation durch die gesetzgebenden Organe zugestimmt werden muss, damit sie verfassungsrechtlich gültig ist. Sind mehrere Staaten an einem Vertrag beteiligt, tritt dieser erst mit der Hinterlegung einer festgelegten Anzahl von Ratifikationsurkunden in Kraft.
Raubgrabung
Als Raubgrabungen werden im Allgemeinen illegale, ohne Genehmigung durchgeführte Grabungen bezeichnet. In einem engeren Sinne können auch unsachgemäße Arbeiten, bei denen der Informationsgehalt des archäologischen Kontextes verloren geht, als Raubgrabung bezeichnet werden.
Replik
Der Repliken-Begriff wird in der Forschung unterschiedlich definiert. In der Klassischen Archäologie kann ‚Replik‘ gleichbedeutend mit dem Wort ‚Kopie‘ verwendet werden. Beide Begriffe werden für Vervielfältigungen verwendet, die bereits in der Antike angefertigt wurden. Mehrere Repliken können sich vom Original, wie auch untereinander, in Details unterscheiden. In der Kunstgeschichte hingegen bezeichnet man ein Werk als Replik, wenn es – anders als eine Kopie – durch die Person hergestellt wurde, die auch das Original erschaffen hat. Die Replik wird als vollwertiges, dem Original gleichwertiges Objekt betrachtet. Sie kann als zweite Fassung aber Unterschiede zu diesem aufweisen.
Restaurierung
Als Restaurierung werden Maßnahmen bezeichnet, die der Wiederherstellung von beschädigten Antiken oder Kunstwerken dienen. Die Restaurierung geht über eine bloße Konservierung des Stückes hinaus. Wird ein Stück restauriert, werden Ergänzungen häufig als solche kenntlich gemacht. Auch werden Spuren früherer Restaurierungen korrigiert. Im Falle von Objekten auf dem Antikenmarkt kommt es jedoch auch vor, dass die Restaurierungen sehr gut retuschiert und kaum noch zu erkennen sind. Die Hintergründe hierfür können neben rein ästhetischen Gesichtspunkten durchaus auch Versuche sein, einen besseren Erhaltungsgrad zu suggerieren, um einen tendenziell höheren Preis auf dem Markt zu erzielen. Restaurierungen erfolgen gemeinhin auf Wunch bzw. auf Geheiß des Besitzers oder der Besitzer:in. Restaurator:innen werden in Deutschland an acht Hochschulen ausgebildet. Sie spezialisieren sich häufig in bestimmten Bereichen und/oder auf bestimmte Materialien.
Restitution
Als Restitution wird im Völkerrecht die Wiedergutmachung durch Rückgabe oder Schadensersatzleistung bezeichnet, die eine Besatzungsmacht in Reaktion auf die Feststellung der völkerrechtswidrigen Wegnahme von Gegenständen in einem kriegerisch besetzten Gebiet leistet. In der Kulturpolitik ist die Rückgabe von Kulturgütern oder Kunstgegenständen an die Ursprungsländer gemeint.
Rote Liste
Die Roten Listen des Internationalen Museumsrates (ICOM) werden für Krisen- und Konfliktregionen zum Schutz besonders gefährdeter Kulturgüter herausgegeben. In den Listen werden Musterstücke für Objektkategorien gezeigt und keine gestohlenen Objekte abgebildet. Tatsächlich gestohlene bzw. derzeit gesuchte Kulturgüter finden sich hingegen in Datenbanken wie etwa der von INTERPOL. Wenn für Kulturgüter eines Staates oder Gebietes eine Rote Liste existiert, muss ihre Herkunft nach deutschem Recht im gewerblichen Handel mit erhöhter Sorgfalt überprüft werden. Bisher hat ICOM 15 Rote Listen für folgende Länder veröffentlicht: Afghanistan, Ägypten, Nigeria, Mali, Ghana, Niger, Bukina Faso, Tschad, Kamerun, Elfenbeinküste, Kambodscha, Peru, Mexiko, Guatemala, Belize, Argentinien, Bolivien, El Salvador, Honduras, Nikaragua, Gautemala, Costa Rica, Panama, Chile, Brasilien, Paraguay, Uruguay, Venezuela, Guyana, Surinam, China, Kolumbien, Dominkanische Republik, Haiti, Irak, Libyen, Syrien veröffentlicht.
Quellen
- ICOM, Red lists: icom.museum/en/our-actions/heritage-protection/red-lists/
- Kulturgutschutz Deutschland, Rote Listen: www.kulturgutschutz-deutschland.de/DE/AllesZumKulturgutschutz/Rechtsgrundlagen/NichtstaatlicheRegelungen/ICOMRedLists/ICOM_node.html
The Art Loss Register
Das Art Loss Register ist die größte private Datenbank für verlorene, gestohlene und geplünderte Kunst, Antiken und andere Kulturgüter. Derzeit sind mehr als 700.000 Objekte im Art Loss Register aufgelistet. Genutzt wird das kostenpflichtige Register vornehmlich durch den Kunsthandel, der damit die Erfüllung seiner Sorgfaltspflicht demonstriert. Mit einem negativen Bescheid des Art Loss Registers wird bescheinigt, dass das betreffende Objekt nicht von anderen Institutionen und Herkunftsländern gesucht wird bzw. als gestohlen etc. gemeldet wurde. Ein solcher Bescheid sagt jedoch nichts über die Legalität aus, da Objekte, die beispielsweise bei Raubgrabungen entdeckt und illegal außer Landes gebracht wurden, auch nie in einem Suchregister auftauchen können.
Quellen
- The Art Loss Register: www.artloss.com
Tombaroli
Die Bezeichnung Tombarolo leitet sich vom italienischen Wort tomba für Grab ab. In Italien werden mit dem Begriff auf professioneller Ebene agierende Grabräuber bezeichnet, die manchmal sogar regelmäßige Gehälter von ihren Auftraggeber:innen ausgezahlt bekommen.
Trafficking Culture Project
Trafficking Culture ist ein interdisziplinäres Forschungskonsortium. Es verfolgt das Ziel, den illegalen Handel mit Kulturgütern besser zu verstehen, um so wirksamere politische Gegenmaßnahmen zu entwickeln und die Nachfrage auf dem Markt zu verringern. Hierfür wird kriminologisches und archäologisches Fachwissen kombiniert. Die Projektbeteiligten wollen Politik und Öffentlichkeit für die Problematik des illegalen Handels mit Kulturgütern sensibilisieren und über mögliche Lösungsansätze informieren.
Quellen
- Trafficking Culture Projekt: traffickingculture.org
Tumbaga-Legierung
Tumbaga ist eine Metall-Legierung aus Gold und Kupfer, die im vorkolumbischen Amerika von Kolumbien bis Südmexiko genutzt wurde. Durch das Mise-en-couleur-Verfahren wird die vom Kupfer stammende rötliche Farbe beseitigt und die Legierung erscheint golden. Der Effekt wird durch leichtes Erhitzen und ein Bad in saurem Pflanzensaft erreicht, bei dem das Kupfer von der Oberfläche entfernt wird.
Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur | UNESCO
Die Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization, UNESCO) ist eine Organisation der Vereinten Nationen. Sie wird 1945 gegründet und setzt sich für gerechte Bildungschancen, die Förderung der Wissenschaften und den Schutz und Erhalt des Kulturerbes der Menschheit ein. Seit ihrem Bestehen hat die UNESCO-Generalkonferenz insgesamt 31 Übereinkommen zu ihren Schwerpunktbereichen verabschiedet. Für den Schutz des kulturellen Erbes der Menschheit werden die Haager Konvention von 1954 und die Konvention über Maßnahmen gegen den illegalen Handel mit Kulturgut von 1970 erlassen. Beide Dokumente sind international wichtige wie anerkannte Werkzeuge, um die Zerstörung und Plünderung von Kulturgut zu verhindern.
Quellen
- Deutsche UNESCO-Kommission: www.unesco.de
- Kulturgutschutz der Deutschen UNESCO-Kommission: www.unesco.de/kultur-und-natur/kulturgutschutz/unser-beitrag
- Liste der UNESCO-Übereinkommen: www.unesco.de/mediathek/dokumente/unesco/unesco-uebereinkommen
UNESCO-Übereinkommen von 1970
Das Übereinkommen enthält eine ausführliche Definition des Begriffs ‚Kulturgut‘ und sieht in der unzulässigen Ein- und Ausfuhr und Übereignung von Kulturgut eine der Hauptursachen für den Verlust von Kulturgütern in den Ursprungsländern. Es verpflichtet die Vertragsstaaten dazu, diese Praktiken zu bekämpfen. Dienststellen in den Vertragsstaaten übernehmen zahlreiche Aufgaben rund um den Schutz des Kulturguts wie den Ausbau wissenschaftlicher und technischer Einrichtungen, die Kontrolle über archäologische Stätten und Ausgrabungen und über die Ein- und Ausfuhr von Kulturgütern, aber auch Maßnahmen der Bildungs- und Informationspolitik.
Quellen
- UNESCO-Übereinkommen: www.unesco.de/mediathek/dokumente/unesco/unesco-uebereinkommen
UNIDROIT-Übereinkommen von 1995
Das UNIDROIT-Übereinkommen von 1995 unterstützt die Bestimmungen des UNESCO-Übereinkommens von 1970 und ergänzt sie durch Mindestvorschriften für die Rückgabe von Kulturgütern. Es garantiert die Einhaltung der Regeln des internationalen Privatrechts und von Verfahren, die es ermöglichen, die im UNESCO-Übereinkommen festgelegten Grundsätze anzuwenden. Beide Übereinkommen sind miteinander vereinbar und ergänzen sich gegenseitig. Von größter Bedeutung ist der Grundsatz, dass der Besitzer eines gestohlenen Kulturgutes es unter allen Umständen zurückgeben muss. Um eine Entschädigung zu erlangen, muss er zweifelsfrei nachweisen, dass er das Kulturgut in gutem Glauben und unter Erfüllung seiner Sorgfaltspflicht erworben hat.
Quellen
- UNIDROIT-Übereinkommen: www.unidroit.org/instruments/cultural-property/1995-convention
Vereinbarung
Im Bereich des Völkerrechts handelt es sich bei einer Vereinbarung um ein internationales Abkommen, das zwischen Staaten in schriftlicher Form geschlossen wird. Die Vereinbarung unterliegt grundsätzlich dem Völkerrecht.
Quellen
- Vienna Convention on the Law of Treaties: legal.un.org/ilc/texts/instruments/english/conventions/1_1_1969.pdf
Verfahren zur Erhellung des Dunkelfeldes als Grundlage für Kriminalitätsbekämpfung und -prävention an Beispiel antiker Kulturgüter | ILLICID
Bei ILLICID handelt es sich um ein Forschungsprojekt. Das Projekt hatte zum Ziel, effiziente Verfahren und Instrumente zur Erhebung, Dokumentation und Analyse von Informationen über den illegalen Handel mit Kulturgut in Deutschland zu entwickeln. Dabei konzentrierte es sich vor allem auf Kulturgüter aus dem östlichen Mittelmeerraum. An dem Projekt waren verschiedene Forschungs- und Bildungseinrichtungen sowie Ermittlungsbehörden beteiligt. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung förderte das Projekt von 2015 bis 2018.
Quellen
Verhaltenskodizes des Kunsthandels
Der Verhaltenskodex, den sich der seriöse Kunsthandel selbst auferlegt hat, wurde in das deutsche Kulturschutzgesetz von 2016 aufgenommen. Verschiedene weitere nationale und internationale Kodizes dienen als Maßstab für den professionellen Umgang mit Kulturgut und zur Vermeidung von Handel mit Objekten illegalen Ursprungs. Darunter finden sich zum Beispiel der „Internationale Ethikkodex für Händler von Kulturgut“, die „Ethischen Richtlinien für Museen von ICOM“, der Verhaltenskodex des Kunsthändlerverbands Deutschlands und die „Standards für Museen“ des Deutschen Museumsbundes.
Quellen
Verjährungsfrist
Nach dem Kulturgutschutzgesetz von 2016 verjähren Rückgabeansprüche nach 30 Jahren. Das bedeutet, dass ein Objekt, das unrechtmäßig aus dem Hoheitsgebiet des Mitglieds- oder Vertragsstaates entfernt und nach Deutschland eingeführt wurde, nach Ablauf dieser Frist nicht mehr zurückgeführt werden muss. Der Anspruch auf Rückgabe erlischt. Es besteht allerdings eine Ausnahme: Für Kulturgut aus öffentlichen Sammlungen und Bestandsverzeichnissen kirchlicher oder anderer religiöser Einrichtungen gilt eine Verjährungsfrist von 75 Jahren.
Verordnung
Im Recht der Europäischen Gemeinschaft (EG) ist eine Verordnung ein normativer Rechtsakt, der in den Staaten der Europäischen Union (EU) allgemeine und unmittelbare Gültigkeit besitzt. Verordnungen haben Vorrang vor dem nationalen Recht.
Weltkulturerbe
Die Gesamtheit der materiellen und immateriellen Kulturgüter wird als Kulturerbe bezeichnet. In der Haager Konvention wird dieses als „bewegliches und unbewegliches Gut, das für das kulturelle Erbe aller Völker von großer Bedeutung ist“ beschrieben. Nach der Welterbe-Konvention von 1972 wird neben dem baulichen Erbe auch das Naturerbe eingeschlossen. Immaterielles Kulturerbe ist hingegen erst seit 2003 Bestandteil des Weltkulturerbes.